Künstliche Intelligenz: Spitzentechnologie im Kanton Tessin
Der Kanton Tessin wird als touristisches Ausflugsziel mit einem vielfältigen Freizeit- und Kulturangebot geschätzt. Dank zahlreicher führender Unternehmen mit starker internationaler Ausrichtung in verschiedenen Wirtschaftssektoren sowie der Universität (USI) und der Fachhochschule (SUPSI)* mit ihren Instituten welche die Unternehmen in ihrem Innovationsprozess begleiten, positioniert sich der italienischsprachige Kanton zunehmend international als Innovationsstandort.

Die starke Innovationskraft machen den Kanton Tessin in Verbindung mit den hervorragenden Schweizer Rahmenbedingungen zu einem idealen Standort für die Ansiedlung von Unternehmen in der Technologiebranche.
In der letzten Zeit sorgte vorallem die Thematik der künstlichen Intelligenz im ICT-Sektor für Aufsehen. Die Technik wird zwar weltweit viel diskutiert, doch im Tessin gibt es einen Pionier auf diesem Gebiet: Das Dalle Molle Institute for Artificial Intelligence Studies (IDSIA). Dieses Institut verstand es die letzten Jahre, erstklassige und weltweit anerkannte Kompetenzen aufzubauen. Prof. Dr. Luca Maria Gambardella, der Direktor des Instituts, spricht im Gespräch mit der Handelskammer Deutschland-Schweiz über die Gründe für den grossen Erfolg des Instituts.
Was war der Schlüssel zum internationalen Erfolg des Instituts?
Das IDSIA wurde 1988 in Lugano vom Philanthropen Angelo Dalle Molle gegründet. Der italienische Unternehmer ist auch bekannt für die Erfindung des bitteren Aperitifs «Cynar». Im Jahr 2000 wurde das Institut zu einem gemeinsamen Teil von der Universität USI und der Fachhoch-schule SUPSI.
Heute beschäftigt das Institut Personal, welches in der Lage ist, in der Grundlagenforschung auf internationalem Niveau zu konkurrieren (Nationalfonds, Europäischer Forschungsrat) und wichtige Innovationsprojekte mit Unternehmen aus dem Tessin und der Schweiz erfolgreich abzuschliessen (Innosuisse, Mandate). Diese Kombination von akademischer sowie angewandter Forschung ist ein Merkmal des Instituts und macht es im Vergleich zu vielen anderen Universitäten äusserst wettbewerbsfähig.
Heute beschäftigt das Institut etwa 70 Mitarbeitende, darunter 7 Professoren, 20 Doktoranden, 10 Masterstudenten und um die 30 Postdocs mit den Schwerpunkten Informatik, Mathematik, Physik, Statistik, Ingenieurwesen, Künstliche Intelligenz und Algorithmen. Sie veröffentlichen jährlich etwa 100 wissenschaftliche Aufsätze und sammeln mehr als 4 Millionen an Wettbewerbsfonds. Die Spezialgebiete des IDSIA sind künstliche neuronale Netzwerke, Data Mining, Machine Learning, Expertensysteme, Optimierung und autonome Robotik. Die Anwendungsbereiche finden sich in der Medizin, Finanzwirtschaft, aber auch in der öffentlichen Verwaltung, in der Industrie, im Energiesektor und in den Bereichen Tourismus und Mobilität von Menschen und Gütern.
Das Konzept der künstlichen Intelligenz wird viel diskutiert, aber wie zeichnet sich Qualität aus?
Wie unterstützt das Institut lokale und internationale Unternehmen, die sich niederlassen wollen bei den Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten?
Welche waren die interessantesten Projekte bei denen Ihre Institution beteiligt war?
Im anwendungsorientiertesten Bereich nenne ich zum Beispiel das Projekt mit Georg Fischer im Bereich der selbstkonfigurierenden Maschinen. Um zu vermeiden, dass Millionen von Kühl-bohrungen in Flugzeugturbinen gebohrt werden müssen, stellt das Unternehmen eine spezielle Maschine her, die von Spezialisten manuell kalibriert wird, um die Zeit zwischen den einzelnen Bohrungen zu verkürzen und gleichzeitig die erforderliche Qualität zu gewährleisten. Ausgehend von Studien über ungenaue Wahrscheinlichkeiten und Gausssche Prozesse haben wir ein System des automatischen Lernens (Self-Learning) geschaffen, das von der Idee ausgeht, das erste Loch mit zufällig definierten Parametern auszuführen. Jedes Mal, wenn die Maschine ein Loch bohrt, analysieren wir seine Güte und die Maschine bohrt das nächste Loch unter Berücksichtigung der gewonnenen Erfahrungen. Nach nur 20–30 Kalibrierbohrungen ist die Maschine in der Lage, besser zu arbeiten als zuvor, was die Ausführungszeit zwischen den einzelnen Bohrungen erheblich verkürzt.
Im Finanzbereich ist es möglich, mit künstlicher Intelligenz Portfolios um strittige Kredite zu erweitern, das Vermögen grosser Familien zu verwalten und umfangreiche Analysetools zu entwickeln.
Wie beurteilen Sie das Ökosystem des Kantons Tessin für die Entwicklung von Technologieunternehmen im Bereich der künstlichen Intelligenz?

